Große Reise zum kleinsten Fluss
Frankreichs
Ende September 2015 führte uns die jährliche
Kulturreise an die Alabasterküste in der nördlichen
Normandie zwischen Le Havre und Le Tréport. Eine herrliche
Landschaft mit 130 km Steilküste aus weißen Felsen,
vielen kulturellen und kulinarischen Höhepunkten und eben
auch dem kürzesten Fluss Frankreichs, der "Veule",
die schon nach 1194 Metern von der Quelle in das Meer
mündet.
Aber der Reihe nach. Gewohnt haben wir - eine fröhliche
Gruppe von 40 französischen und deutschen Freunden - in St.
Valérie-en-Caux, einer malerischen Kleinstadt mit
großem Yachthafen. Nach der Begrüßung ging es
mit dem Bus nach Fécamp, ebenfalls am Meer gelegen, wo wir
das Palais Benedictine besuchten. Dies ist eine Mischung aus
Palast und Museum aus dem späten 19. Jahrhundert, wo der
berühmte Benedictine Kräuterlikör hergestellt
wird. Natürlich durften wir nach der Führung auch den
herrlichen Likör verkosten. Der alte Fischerhafen
Fécamp hat auch eine der bedeutendsten Kirchen der
Normandie, die riesige Benediktinerabtei Saint Trinité,
die wir im Anschluss besichtigten.
Der nächste Tag führte uns nach Le Havre, dem
größten Containerhafen Frankreichs mit großer
wirtschaftlicher Bedeutung für das ganze Nordfrankreich. Die
alte Hafenstadt mit großer Tradition wurde im 2. Weltkrieg
sehr stark zerstört. Man beschloss nach dem Krieg, an der
Stelle der früheren Altstadt einen völlig neuen, lange
Zeit umstrittenen Konzept aus Beton zu errichten. Dem Architekten
Aguste Perret gelang ein einheitliches Konzept für über
10.000 Wohnungen sowie Verwaltungsbauten und Geschäfte. Den
Mittelpunkt bildet eine sehr beeindruckende moderne Kirche. Vor
einigen Jahren wurde diese neue Innenstadt zum Weltkulturerbe
ernannt, weltweit als einziges Stadtensemble des 20.
Jahrhunderts. Das Museum für moderne Kunst André
Malraux beherbergt die zweitgrößte Sammlung
impressionistischer Gemälde in Frankreich. Le Havre ist auch
eine grüne Stadt mit vielen Parks und hat mit dem Vorort
Sainte Andresse auch einen mondänen Badeort. Das Seebad
Etretat hat die spektakulärsten Kreidefelsen, bis zu 75 m
hoch und mit bizzaren Formen wie die Felsnadel Aiguille
d'Aval. Viele Künstler lebten hier, darunter Henri
Matisse, der über 80 Gemälde dort malte.

Der Freitag begann mit dem Besuch des lieblichen Ortes
Veule-les-Roses, wo die Veule auf ihrem kurzen Weg durch das Dorf
mäandert und früher einige Mühlen angetrieben hat.
Heute nutzt man das kristallklare Wasser für den Ambau von
Brunnenkresse, zwischen der sich die Forellen tummeln. Direkt am
Stand durften wir die köstlichen Austern mit einem Glas Wein
genießen. Am Nachmittag besuchten wir Dieppe, eine
normannische Gründung und heute ein bedeutendes Seebad und
Touristenzentrum der Alabasterküste. Die Stadt wird
überragt von der Burg, die heute als Museum dient. Wir
nutzten den kleinen Touristenzug für eine Rundfahrt durch
die Altstadt und staunten über die vielen historischen
Gebäude und Kirchen. Zurück in St.
Valérie-en-Caux genossen wir den festlichen Abend im
Restaurant La Passerelle im Casino am Strand.
Samstag war leider schon Abrreisetag. Nach dem
Frühstück ging es nach Eu - nicht in die
Europäische Union, die Stadt heißt wirklich so! Hier
war früher der Sitz der Grafen von Orléons, mit
großem Schloss und Schlosspark. Die Stadt hat auch eine
sehr wichrige Stiftskirche, genannt Notre Dame & St. Laurent,
ein typisches Beispiel der französisch-normannischen
Frühgotik. Sie wurde zu Ehren des irischen Bischofs und
Missionars St. Laurent O'Toole gebaut, der dort auch
bestattet ist. Zum Abschluss durften wir noch ein hervorragendes
Mittagessen in der Domaine de Joinville genießen, einem
ehemaligen Jagdschloss am Stadtrand von Eu.
Die Reise wird allen Teilnehmern in allerbester Erinnerung
bleiben und die Freundschaft unter den Partnerstädten weiter
vertiefen. Unser großer Dank gilt unseren
französischen Freunden, allen voran Margaret de Fraiteur
für ihre wunderbare Planung und Organisation
Kurt Küsgen
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Ausgabe 2015
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